Februar-Treff

|d&b.o.|, ig luftfahrt 152, Dresden , Dr. Peter horn
Dr. Peter Horn

| 14.Februar 2019, 17.30 Uhr |

Deutsche Spuren in der sowjetischen Luftfahrtgeschichte

Vortrag von Dr. Peter Horn

 

Der 1. Teil beinhaltet den Beginn der Zusammenarbeit mit Deutschland, 1921-1936, und die Beziehungen zwischen den beiden Weltkriegen, 1937-1941.

Der 2. Teil beinhaltet die Kenntnisgewinnung im 2. Weltkrieg, Aktivitäten in der SBZ nach 1945 und die Arbeit deutscher Spezialkräfte in der UdSSR, 1946-1954/55.


Vorbemerkungen:

 

Nach dem 1. Weltkrieg waren Russland (später Sowjetunion) und Deutschland politisch isoliert und wirtschaftlich am Boden. Der Vertrag von Versailles, 28. Juni 1919, verbot Deutschland u.a. See- und Luftstreitkräfte sowie den Besitz schwerer Waffen. In der Luftfahrt betraf das vor allem Militärflugzeuge. Selbst Flugzeuge für den zivilen Bereich der Luftfahrt waren in ihren Parametern so stark eingeschränkt, dass eine konkurrenzfähige Produktion unmöglich wurde. Aus diesem Grund versuchten Flugzeughersteller wie Junkers, Dornier, Heinkel, Albatros u.a. Produktionsmöglichkeiten außerhalb Deutschlands zu finden, um die im Vertrag von Versailles fixierten Verbote und Einschränkungen zu umgehen.

Als Folge der Oktoberrevolution war auf dem Boden des Russischen Reiches Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchteten, dass der Sowjetstaat, der Weltrevolution verpflichtet, ihre innenpolitische Stabilität bedrohen könnte. Sowjetrussland war von Anbeginn vom Versailler Vertrag ausgeschlossen und wie Deutschland politisch und wirtschaftlich isoliert. Junkers war offensichtlich einer der ersten, der in Russland einen idealen Produktions- und Absatzmarkt für seine Flugzeuge sah.

Da die RSFSR nicht Unterzeichner des Versailler Vertrages war, mussten dessen Einschränkungen von ihr nicht eingehalten werden. Als erster Versuch der Kontaktaufnahme kann der am 8. Oktober 1919 versuchte Moskauflug des Oberleutnants Hans Hesse mit Unterstützung von Prof. Junkers gesehen werden, der leider erfolglos verlief , vgl. Link unter den Bildern. 
  

// 1919: Junkers erstes Ganzmetallflugzeug, die F13, hier das 2. Exemplar, die „Annelise“.

// Bilder aus: https://www.junkers.de/kalenderblatt/8-oktober-1919-der-moskauflug-der-f-13-annelise  /

 

Im Dezember 1921 traf Gotthard Sachsenberg, Direktor der Abteilung Luftverkehr der Firma Junkers, mit Vertretern der Regierung in Moskau zusammen. Ergebnis der Verhandlungen war die Verpachtung eines Flugzeugwerkes in Fili, jetzt Teil von Moskau, an Junkers. Abgesichert wurden die notwendigen Investitionen durch ein zinsloses Darlehen das vom Reichswehrministerium unter Leitung Generals v. Seeckt gewährt wurde. Die Reichswehr führte ebenfalls geheime Verhandlungen mit Moskau. Die Verhandlungen führten zu:
- Konzession für ein Junkers Flugzeugwerk in Fili bei Moskau (1922-1926).
- Eröffnung einer Flugschule und Luftwaffenerprobungsbasis in Lipezk (1925-1933).
- Schaffen eines Test- und Entwicklungsgeländes für Giftgas in Tomka sowie
- Nutzen einer Ausbildungsbasis für Panzeroffiziere und eines Panzerübungsgebietes in Kazan.


Diese geheimen militärischen Zusammenarbeiten wurden als Verhandlungen von Privatfirmen deklariert und durch den Vertrag von Rapallo, 16.04.1922, völkerrechtlich fixiert. Lapidar hieß es dazu im Artikel 5, dass „… sich die deutsche Regierung bereit erklärt, ihr neuerdings mitgeteilten, von Privatfirmen beabsichtigten Vereinbarungen zu unterstützen und ihre Durchführung zu erleichtern …“.
 

Zusammenarbeit mit dem Junkers-Flugzeugwerk in Dessau (1922 – 1926)

Am 26.11.1922 wurden die geheimen Verträge zwischen der RSFSR und den Junkers Flugzeugwerken unterzeichnet.

 

Erwartungen der RSFSR (ab 30.12.1922 UdSSR):

 

Mit dem Junkers-Flugzeugwerk in Fili sollte ein Fundament für einen Flugzeugbaukomplex in der UdSSR gelegt werden der eine monatliche Produktion von 100 Flugzeugen ermöglicht.

 

Gegenleistungen für Junkers:

- Junkers erhielt das Recht zur Gewinnung von Aluminium in Russland sowie zur

- zollfreien Ausfuhr von Erdöl.

- Die Betreibung einer Fluglinie von Schweden nach Persien über RSFSR und die

- Genehmigung von Luftbildaufnahmen für meteorol. Forschung und Landwirtschaft.

 

Im Kriegsfall gingen gegen Entschädigung die Flugzeuge und das Werk an die RSFSR.

 

Probleme der Zusammenarbeit

Das Junkers-Werk in Fili erfüllte nicht die Erwartungen der sowjetischen Luftstreitkräfte (LSK). Bis Mitte der zwanziger Jahre wurden für mehr als 11 Milliarden Rubel zusätzlich über 700 Jagdflugzeuge, Aufklärer und Flugzeugmotore im Ausland gekauft (Deutschland, Holland, Italien, England, Frankreich, USA).

 

Ursachen waren u.a.:

- Materialschwierigkeiten (Frankreich blockierte Lieferung von Duraluminium),

- Produktionsschwierigkeiten (vertraglich vereinbarte Stückzahlen konnten nicht realisiert werden),

- Zurückhaltung im Wissenstransfer.

- Die Reichswehr beendete jede finanzielle Unterstützung für die Firma Junkers (war die Voraussetzung für die Gründung des Werkes in Fili). Von 8 Mill. Goldmark vom Militär wurden nur 2 Mill. in Fili investiert. Der Rest, d.h. der überwiegende Teil, ging nach Dessau.

- Hauptgrund ist jedoch die Mitte der zwanziger Jahre sich verändernden politischen und ökonomischen Bedingungen in Deutschland und der UdSSR

 

Im Junkers-Werk in Fili gebaute Flugzeuge (1922 bis 1925):

- ca. 50 Stück Ju-20,

- ca. 122 Stück Ju-21,

- und einige (maximal 35) F13.

 

Resümee der Zusammenarbeit mit dem Junkers Flugzeugwerk in Dessau

1.

Mit dem Marktführer an Ganzmetallflugzeugen, Junkers Flugzeuge deckten damals ca. 40% des Marktes an Ganzmetallflugzeuge ab, wurde eine Grundlage des Flugzeugbaus in der UdSSR geschaffen.

2.

Die in Fili erarbeiteten Kenntnisse wurden auch in anderen Flugzeugwerken der UdSSR ausgewertet und berücksichtigt.

3.

Die Annullierung des Konzessionsvertrages mit Junkers bedeutete nicht den Abbruch der Beziehungen zum Junkers-Werk in Dessau. Nach Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von Junkers kaufte die UdSSR mehrere Dutzend W-33 und W-34, die dann auch in der UdSSR, im Moskauer und Irkutsker Werk gebaut wurden.

 

Was wurde aus den Junkers Werken Dessau in Fili/Moskau

- 1916: gegründet als Russo-Balt (Automobilbetrieb),

- 1921: Panzerwagenfabrik,

- 1923: „Junkers-Werke Dessau, Zentrale für Russland“ bis 1926 (von 5114 Beschäftigten in der Flugzeugproduktion der UdSSR arbeiteten 1925 ca. 1000 in Fili).

- 1927: Eingliederung in den sowjetischen „Awiatrust“ mit der Nummer 22,

- 1929: Produktion der Flugzeuge TB-3, R-6, Später auch SB-2 und Pe-2,

- 1941: Flugzeugwerk 23, Produktion Il-2 und Tu-2, verlagert nach Kasan,

- 1945: Produktion der Tu-4, Tu-12,

- 1951: Mjassischtschew M-4 und Überschallbomber M-50,

- 1960: Produktion der Mil Mi-6, Gründung Zweigstelle Raketentechnik,

- 1961: Maschinenbauwerk Michail Wassiljewitsch Chrunichev,

- 1981: Entwicklungsbüro „Saljut“ für Trägerrakete bis 1988 dann unabhängig,

- 1993: GKNPZ (Staatliches Weltraumforschungs- und Produktionszentrum),

- 2017: umgewandelt in eine Aktiengesellschaft (Produktion von Trägerraketen).
 

In Auswertung der Zusammenarbeit mit Junkers 1922 bis 1926 gab es seitens der UdSSR Beschlüsse, die zum Ziel hatten, Lizenzen für den Bau von Flugzeugen und Flugzeugmotoren zu erwerben. Darüber wurden Verträge mit Firmen wie Dornier, Heinkel, BMW und Bosch abgeschlossen.
 

Dornier-Flugzeuglieferungen in die UdSSR

Claude Dornier begann schon während des I. WK mit dem Bau von (Teil-) Metallflugzeugen.
1923 kaufte die ukrainische Fluggesellschaft „Ukrwosduchputj“ 10 Ganzmetallflugzeuge „Komet“.
1925 kaufte die Rote Armee zwei „Komet II“ (für 34 000$ je Flugzeug).

1920px-Dornier_Komet_II_D-400_Dübendorf_-_LBS_SR02-10173_(tight_crop,_grayscale)

 

10.02.1921 Erstflug der „Komet 1“
09.10.1922 Erstflug der „Komet 2“

 

 

// Foto von Swissair - Diese Datei ist ein Ausschnitt aus einer anderen Datei: Dornier Komet II D-400 Dübendorf - LBS SR02-10173. / wikimedia/

1923 begannen Verhandlungen mit der Firma Dornier, nachdem sie sich an die sowjetische Regierung mit der Bitte gewandt hatte, ihr eine Konzession für die Herstellung ihrer Flugzeuge in der UdSSR zu erteilen. Initiator der Zusammenarbeit war die ukrainische Fluggesellschaft „Ukrwosduchputj“. Geplant war der Bau von Dornier-Flugzeuge im Flugzeugwerk „Anatra“ Simferopol. Vorgesehen war der Bau von ca. 100 „Komet“ und einige vom Typ „Wal“.

 

Da die Dornier- Flugzeuge hauptsächlich für den konventionellen zivilen Einsatz gedacht waren, wurden diese Aktivitäten nicht von der sowjetischen Regierung unterstützt. Sie wollte vorrangig Militärflugzeuge.

Am 22. April 1927 kam es zum Abschluss eines Vertrags von Dornier mit „Metalloimport“ (Tarnfirma zum Kauf von Ganzmetallflugzeugen der LSK der Roten Armee) zum Kauf von 20 Flugbooten „Wal“.   

//   06.11.1922:  Dornier Do J Wal Erstflug

//   1927: „Wal“ Flugboote der Baltischen Flotte im Formationsflug

Resümee der Zusammenarbeit mit Dornier:

-        Die eingekauften Flugboote „Wal“ kamen bis zum II.WK zum Einsatz.

 

 

 

-        Erfahrungen der Flugboote „Wal“ beeinflussten die Konstruktionen der sowjetischen Wasserflugzeuge, z.B. 1937 beim Flugboot MTB-2 (ANT-44).

 

 

 

-        Das ZAGI (Zentrale Aero- und Hydrodynamisches Institut) hat anfangs der 1930’ger Jahre an den Flugbooten „Wal“ mehrere Forschungsarbeiten zu aerodynamischen Strömungen vorgenommen.

 

 

Verbindung zur Flugzeugbaufirma „Heinkel“:

1926 wurde die Verwaltung der sowjetischen Luftstreitkräfte (LSK) in der geheimen Flugschule Lipezk auf Ernst Heinkel aufmerksam durch die HD 17.

1927 kauften die sowjetischen LSK zwei Heinkel Schwimmerflugzeuge, die HE-5d und die HE-5e. Es sind keine weiteren HE-5 gekauft worden. Unter sowj. Vorgaben wurde 1928 ein Jageinsitzer-Doppeldecker HD-37 gebaut und gekauft.
 

// Heinkel HD 17 auf dem Flugplatz in Lipezk /

// Jagdeinsitzer-Doppeldecker Heinkel HD-37, Erstflug Apr. 1928 /

 

1930 erfolgte der Kauf eines Heinkel Flugboot-Doppeldeckers HD 55B (KR-1) .

Flugzeuge des Typs KR-1 befanden sich bis 1938 im Dienst der Flotte.

Die Erfahrungen gingen ein bei der Entwicklung und dem Bau von Berijews Seeaufklärer 1936 Be-2/KOR-1 (Dienst 1937-38) und 1940 Be-4/KOR-2 (Dienst 1941-45)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

// HD 55B (mod. KR-1) beim Katapultstart vom Kreuzer „Pariser Kommune“  /

Arbeitskontakte mit deutschen Luftschiffbau-Unternehmen

-        1930 Beschluss des Politbüros des ZK der RKP zur Entwicklung der Zivilluftfahrt. Bis Ende des ersten Fünfjahrplans war der Bau von 40 Luftschiffen geplant.

 

-        1931 wurde dafür eine spezielle Luftschiffbau-Organisation gegründet.

 

-        Ziel: Unterstützung beim Erschließen und der Industrialisierung des Riesenlandes.

 

-        1931 Verhandlung mit der „Luftschiffbau Zeppelin GmbH“ und den Firmen „Junkers Motorenbau GmbH“ (Jumo) und „Siemens & Halske AG“ zum Bau und zum Kauf von Luftschiffen und zur Ausstattung von Luftschiffwerften für Luftschiffe mit einem Volumeninhalt von bis 200 000 m^3 (LZ 127 hatte 105 000 m^3 Volumeninhalt).

 

-        Vertrag kam nicht zustande da politischer Umschwung in Deutschland.

 

-        Deutsche Spuren im sowjetischen Luftschiffbau beschränken sich auf den Wissenstransfer beim Besuch von LZ 127 „Graf Zeppelin“ in der UdSSR und Vertragsarbeiten einiger deutscher Ingenieure bis 1934 (z. B. Herr Küpper leitete ein Konstruktionsbüro für Luftschiffe und Luftschiffhallen).

 

Folgende Kontaktaktivitäten sind bekannt:

-        1929 Weltumrundung von LZ 127 „Graf Zeppelin“, Flug über UdSSR,

 

-        1930 Moskaufahrt, Vorstellung von LZ 127,

 

-        1931 Polarfahrt der LZ 127, wiss. Leitung Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch.

 

-        1932 Vortrag des Kommandanten von LZ 127 an der Akademie d. Wiss. d. UdSSR.

 

 

 

1926-1933 Geheime deutsche Militärfliegerschule und Flugerprobungszentrum, Lipezk:

 

-        1920: Die Führung der Reichswehr wandte sich an die Regierung Sowjetrusslands mit dem Vorschlag deutsche Militärkurse auf russischem Territorium zu ermöglichen.

 

-        Die Regierung Sowjetrusslands stimmte zu.

 

-        1922: Nach Unterzeichnung des Vertrags von Rapallo erfolgte der Abschluss des Geheimvertrags zwischen der Reichswehr und der Roten Armee.

 

-        Die deutsche Militärführung erhielt das Recht Objekte einzurichten für die Erprobung neu- und weiterentwickelter Militärtechnik sowie zur Ausbildung ihrer Militärkader an diesen Waffen (Das war ein Verstoß Deutschlands gegen den Vertrag von Versailles).

 

-        Sowjetrussland, ab 30.12.1922 UdSSR, erhielt das Recht, an deren Erprobungen teilzunehmen, darunter an Flugzeugen, Panzern und chemischen Waffen.

 

-        1923: Gründung einer geheimen „Sondergruppe R“ unter Leitung des Chefs des Stabes der Luftwaffe Deutschlands, Herrmann v. d. Lieth-Thomsen.

 

-        15. April 1925 Abschluss eines Vertrages über den Aufbau einer deutschen Fliegerschule nordwestlich der Stadt Lipezk, an der auch sowjetische Flieger und Mechaniker ausgebildet werden sollten (sehr kostengünstig für Deutschland).

 

 

 

Resümee der Zusammenarbeit an der geheimen Militärfliegerschule Lipezk 1926 - 33

 

- Die Fliegerschule absolvierten 360 Piloten (220 Deutsche und 140 Russen) und es wurden 45 russische Flugzeugmechaniker ausgebildet

 

- Viele der deutschen Absolventen bildeten später den Grundstock der ab 1935 neugegründeten Luftwaffe der Wehrmacht.

- Einige waren später auch am Aufbau der Luftwaffe der Bundeswehr beteiligt wie z.B.:

  •  Josef Kammhuber (1956 - 1962 Bundeswehr, General und Inspekteur der Luftwaffe),
  • Ernst Kusserow (1955 - 1963 Bundeswehr, Brigadegeneral und Amtschef des Luftwaffenamtes),
  • Rudolf Löytved-Hardegg, (1956 - 1964 Bundeswehr, Brigadegeneral, 1958 - 1964 bei der 4. ATAF (Allied Tactical Airforce) der NATO,
  • Richard Schimpf, (1957 - 1962 Bundeswehr, Generalmajor, Befehlshaber des Wehrbereichs III),
  •  Johannes Trautloft, (1961 - 1970 Bundeswehr, stellvertretender Inspekteur der Bundesluftwaffe, Generalleutnant und Kommandierender General des Luftwaffengruppenkommandos Süd),

 


Beziehungen zwischen den Weltkriegen(1937-1941)

 

Nach 1933 wurde die Zusammenarbeit mit Deutschland immer schwieriger bzw. abgebrochen und Frankreich und die USA wurden Hauptpartner der sowjetischen Luftfahrt.

 

Erfahrungen aus dem Spanischen Bürgerkrieg, Juli 1936 bis April 1939

 

-        Mit dem spanischen Bürgerkrieg kamen schon in der Anfangsphase deutsche Beuteflugzeuge (von der Legion Condor) in die UdSSR und wurden durch Fachleute des Forschungsinstitutes der sowjetischen LSK untersucht.

 

-        Das betraf insbesondere die Flugzeuge He 51, Me 109B, Ju 52/3m, Ju 86 und He 111.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

//Erbeutete Flugzeuge aus dem Spanischen Bürgerkrieg, die zur Untersuchung in die UdSSR gebracht wurden /

-        1938 wurden Übungsluftkämpfe mit der He 51 und der Me 109B durchgeführt und daraus geschlussfolgert, dass die eigene I-16 alle Vorteile auf ihrer Seite hat.

 

-        Die gleiche Einschätzung gab es auch im Vergleich der Flugeigenschaften des deutschen Behelfsbombers Ju 52/3m und dem sowjetischen Schnellbomber SB-2.

 

-        Als positiv wurden konstruktive Neuheiten eingeschätzt wie die Kraftstoffbehälter aus Kunstfaser, die Sauerstoffausrüstung und das System des Bordsprechverkehrs.

 

-        Der Dieselmotor „Jumo 205“ (der Ju 86D) übertraf dagegen alle gleichwertigen sowjetischen Muster und es wurde untersucht ob ein Nachbau möglich ist.

 

-        Im Jahre 1938 erschienen in Spanien neue Flugzeuge der deutschen Luftwaffe, die Me 109E, mit dem Motor DB 601, und die Ju 88. Sie offenbarten ihre eindeutige Überlegenheit der deutschen Militärtechnik gegenüber der sowjetischen.

 

 

 

Der „Stalin/Hitler Pakt“, 23. Aug. 1939,

eröffnete überraschenderweise den Einkauf und das Studium moderner deutscher Militärflugtechnik.

Er ermöglichte eine kurzzeitige Phase der militärökonomischen Zusammenarbeit.

 

Einkauf und Studium moderner deutscher Militärflugtechnik

 

-        Unmittelbar nach der Unterzeichnung des „Nichtangriffspaktes“ und der Besetzung Polens reiste 1939 eine sowjetische Luftfahrtspezialistengruppe nach Deutschland zum „Studium deutscher militärischer Spitzenerzeugnisse des Flugzeugbaues“.

 

 

-        Dieser Delegation gehörten Luftfahrt- und Militärspezialisten an wie Polikarpow, Jakowlew, Kusnezow, Schwezow, Dementjew, Petrow (Pilot), Suprun (Pilot), u.a..

 

-       Besucht wurden die wichtigsten Flugzeugwerke in Deutschland. Es wurde (fast) alles gezeigt und die Piloten konnten (fast) alle Maschinen testen. Besucht wurde sogar Görings unterirdischer Führerbunker.

 

-       Das in Deutschland Gesehene wurde seitens der sowjetischen Flugzeugingenieure hoch eingeschätzt. In der Ratssitzung der Volkskommissariats für Luftfahrtindustrie erklärte Polikarpow, dass „… der deutsche Flugzeugbau sehr weit fortgeschritten und auf den ersten Platz im Weltflugzeugbau vorgerückt ist …“.

 

-        In einer kritischen Rede hob Jakowlew hervor wie: die wissenschaftlich-technische Arbeit an der DVL, die Eigenständigkeit der Konstrukteure mit Vorausblick um Jahre, die Erprobungen in Windkanälen, Flexibilität bei Fertigkeitsnormen, die entsprechende wissenschaftliche Literatur und der Erfahrungsaustausch unter den Firmen sowie deren wissenschaftliche Zusammenarbeit.

 

 

 

//Beispiele von 1940 eingekauften Militärflugzeugen /

Resümee

der Besuche und Studienaufenthalte sowjetischer Luftfahrtspezialisten in Deutschlands Flugzeugwerken (1939 bis 1941):

 

Deutschland:

-        In Voraussicht des unmittelbar bevorstehenden Krieges mit der UdSSR verfolgten deutsche Dienststellungen das Ziel, nicht ganz unberechtigt, mit der Vollkommenheit und Schlagkraft der Luftstreitkräfte zu erschrecken.

 

-        Durch den Plan des Blitzkrieges waren sie der Überzeugung, dass die gewonnenen Informationen in der UdSSR zu spät einsatzfähig umgesetzt werden können.

 

UdSSR:

 

 

-        Abkehr vom Mythos der Unbesiegbarkeit der sowjetischen Luftstreitkräfte

 

-        Erkenntnisse aus Deutschland führten zum Einführen konstruktiver-, fertigungs- und wartungstechnischer Verbesserungen im eigenen Flugzeugbau.

-    Hauptpunkte waren:

• die Entwicklung neuer leistungsstarker Kampfflugzeugtypen

 

• Sinnvolle Normung und Standardisierung (zur Wartung unter Einsatzbedingungen)

 

• Verbesserung der Produktionsorganisation und Fertigungstechnologien.

 

Das führte zur Herstellung von Flugzeugen der „neuen Generation“ wie die „MiG-3“,  „LaGG-3“ und „Pe-2“ und zur Vorbereitung der Serienproduktion des gepanzerten Schlachtflugzeuges „Il-2“ (damals einzigartig)

 

Quellen:

Sobolew, D. A.: Deutsche Spuren in der sowjetischen Luftfahrtgeschichte. Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg, Berlin, Bonn; 2000 

Dieter Scheller: Abenteuer Podberesje – als Sohn eines Junkers-Konstrukteurs in Russland. Projekte Verlag Hahn, 2016

Internet: Wikipedia,

https://www.Junkers.de ,

http://museum.jinr.ru/dubna/dubna-remem.htm (W. M. Limonin: Erinnerungen)