| 27. Juni 2019 |
Im Gedenken
Mit tiefer Trauer haben wir vom Tode unseres Mitbegründers und treuen Mitstreiters der IG Luftfahrt Dresden erfahren.
Hatten wir doch erst seinen 95. Geburtstag im Dezember 2018 mit seiner Familie und vielen Freunden der Deutschen Luftfahrt gefeiert. Nicht umsonst hatte uns Gerhard in den Flughafen International
Dresden eingeladen, bestimmten doch Flugplätze seinen Pilotentraum und das jetzige Terminal, entstanden aus der Halle 219 der VEB Flugzeugwerke Dresden und späteren VEB Flugzeugwerft, seine
berufliche Entwicklung im Dresdner Flugzeugbau.
Bereits mit 31 Jahren, als er 1954 zur noch streng geheimen Vorbereitung des Dresdner Flugzeugbaues auf den Pirna Sonnenstein berufen wurde, konnte er schon viele Flugzeugführerscheine im II.
Weltkrieg ablegen und große Flugerfahrung mit Heinkel-, Arado-, Focke-Wulf-, Junkers- und Siebelflugzeugen erwerben.
Gerhard war also vom Anfang an der Gründung und dem Aufbau der Flugzeugwerke Dresden beteiligt und konnte deshalb, ob seiner Erfahrung, nach der erworbenen Lizenz 1956 für die IL-14 in
Moskau-Ostafjewo, als Industriepilot und Einflieger der IL-14 P in den Flugzeugwerken Dresden eingesetzt werden. Immerhin flog er am 26.04.1956 die erste in Dresden gebaute IL-14P und überführte
1957 die erste für China gebaute nach Peking.
Weitere Lizenzen für zivile Flugzeuge und Turbinen-Flugzeuge folgten, so dass Gerhard Güttel und sein Kollege Heinz Lehman als zweite Pilotenbesatzung für die 152 vorbereitet wurden, das erste in
Deutschland gebaute Turbinen Passagierflugzeug. Nach dem tragischen Absturz beim Zweitflug der ersten 152 am 04.03.1959, der 152/ I V1, waren das Team Lehmann/ Güttel die Piloten, die
am 26.08. und am 04.09.1960 dann die 152, die 152/ II V4 als Testpiloten erfolgreich fliegen konnten.
Aber schon 1961 wurde der Flugzeugbau in der DDR durch Regierungsbeschluss eingestellt, alle leitenden Mitarbeiter waren zur Verschwiegenheit verpflichtet, so dass diese Ära schnell zur
Vergessenheit verordnet werden konnte.
Gerhard gab nicht auf, obwohl diese Einstellung für alle Flugzeugbauer in der DDR eine riesige psychische Belastung bedeutete.
Er wurde in dem Nachfolgebetrieb, der Flugzeugwerft Dresden, Gruppenleiter des fliegenden Personals mit den umfangreichen Fluglizenzen wie: IL-14; TU104; IL 28; AN-2; Mi-4; Mig 15 und vielen
Aero, Zlin, L-60 und Jak Flugzeugen. Er erhielt am 01.05.1966 auch dafür den Titel: “ Flugkapitän“.
Bis zur Rente 1988 konnte er weitere Tätigkeiten in der Flugzeugwerft Dresden ausüben, zuletzt als Abteilungsleiter in der Technischen Kontrollorganisation ( TKO ) des Werkes.
Da erst mit den Recherchen von Jürgen Michels und Jochen Werner für die Veröffentlichung 1994: „Die Deutsche Luftfahrt. Band 22: Luftfahrt Ost 1945–1990“ wieder an die großen technischen und
fliegerischen Leistungen der DDR Flugzeugbauer erinnert wurde, begann auch wieder für Gerhard, dank seiner Familie und seiner Freunde und Mitstreiter, eine Renaissance und Anerkennung
seiner fliegerischen Leistungen. Erst durch sein Vorbild, seine öffentlichen Erinnerungen in der Nachwendezeit und Jochen Werners Aufarbeitung der riesigen, jetzt zugängigen Archive konnte die
Bedeutung der DDR Luftfahrt, des ersten Deutschen Passagierflugzeuges mit Strahlturbinen für die Deutsche Luftfahrt einem breiten Interessenkreis bekanntgemacht werden.
Gerhards Einsatz bei Vorträgen, Vereinen, Interessengemeinschaften, in den Print Medien und im Fernsehen hat dazu wesentlich mit beigetragen.
Er war der Fahnenträger des Flugzeugbaues der DDR, unsere Säule in der IG Luftfahrt Dresden.
Gerhard Güttel, wir werden Dich nicht vergessen. Wir werden die Aufgaben der IG Luftfahrt, die Geschichte des DDR Flugzeugbaues und der Deutschen Luftfahrt zu wahren und zu verbreiten, in Deinem
Sinne weiterführen.
Die IG Luftfahrt Konrad Eulitz