65 Jahre Flugzeugindustrie in Klotzsche

|d&b.o.|, Dietmar Otto, Brigitte Otto, ig luftfahrt 152, Dresden , Wilfried Muehlisch
// Foto: J. L.-Litzmann / M. Peetz (in der Mitte, mit Maske) beim Eröffnungsvortrag von Andreas Dietrich / ebenfalls mit Abstand und Maske: Gudrun Herbich /

|15. Oktober 2020 | Ausstellungseröffnung |

 

Ergänzende Dokumentationen zur Baade-Ausstellung

 von Dipl.-Ing. Manfred Peetz

 

Das Mitglied unserer Interessengemeinschaft Dipl.-Ing. Manfred Peetz  (>>>) fasst dankenswerter Weise die Ausstellungseröffnung über Brunolf Baades Wirken zusammen und erinnerte mit einer zusätzlichen Buchausstellung und  seinen Dokumentationen zum Thema an ein  Jubiläum, das in diesen Jahr begangen wurde: 65 Jahre Flugzeugindustrie in der DDR

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Prof. Brunolf-Baade-Ausstellung

Manfred Peetz

  • Führende Tätigkeiten  im Junkers Flugzeugwerk Dessau von 1936 –1945
  • Chef der deutschen Flugzeugbauer in der Sowjetunion von Okt. 1946 bis Frühjahr 1954
  •  Aufbau und Leiter der DDR-Luftfahrtindustrie  zur Entwicklung des Verkehrsflugzeuges 152  von 1954 bis März 1961

über das Wirken von Prof. Dipl.-Ing. Brunolf Baade in der deutschen Luftfahrt        – dargestellt in Dokumenten und Tafeln


- Erste Tafeln widmen sich Kindheit, Studium, Arbeit an Luftschiffen in den USA;

- ab 1936 bei Junkers/Dessau in der Flugzeug-Zellenkonstruktion – als Chefkonstrukteur verantwortlich für die Neukonstruktionen und hier besonders für die Ju 287, dem ersten Bomber mit Pfeilflügel und 4 Strahltriebwerken Jumo 004.

 -Nach dem Krieg ab Sommer1945 wird durch die Sowjetische Militäradministration Deutschland (MSAD) das Junkers-Flugzeugwerk mit den Überresten wieder aktiviert.

- Baade übernimmt die Leitung des Sonderkonstruktionsbüros Nr. 1 (OKB) – Entwicklung zum pfeilflügeligen Erprobungsflugzeug EF 131 und Wiederaufbau des Triebwerks Jumo 004 mit Leistungssteigerung und Serienausführung in der Sowjetunion.

- Im Oktober 1946 Zwangsevakuierung von Flugzeug- und Triebwerksbauern in die Sowjetunion nach Podberesje nördlich von Moskau und Uprawlentscheski an der Wolga bei Kuibyschew. In Podberesje entwickelt die Junkersgruppe unter Leitung von B. Baade im Auftrag der Sowjetregierung einen 2-strahligen gepfeilten Aufklärer “Samoljot 150“ - Erstflug 1951; nach Havarie im Mai 1952 Einstellung des Entwicklungsprogramms und Beginn der Rückkehr von Teilen der Junkers-Spezialisten.

- In Uprawlentscheski entwickeln die Junkers- und BMW-Gruppen unter Leitung von Dr. A. Scheibe das noch aus Dessau mitgebrachte TL-Triebwerk Jumo 012 mit einer  Schubkraft  

- von 3.000 kp bis zum Erprobungsmuster und weiter aus dem Dessauer Projekt PTL Jumo 022 das PTL TW-2 mit einer Leistung von 5.000 PS bis  zum Jahr 1950; ab 1951 bis Sommer 1953 wurde gemeinsam mit russischen Fachkräften unter Leitung von Dipl.-Ing. Ferdinand Brandner das PTL-Triebwerk TW-12  (später  NK-12) mit 12.000 PS bis zu erfolgreichen Prüfstandsläufen entwickelt - es ist heute in modifizierter Form immer noch im Flugeinsatz und mit seiner Leistung  das stärkste  PTL-Triebwerk der Welt – nach dieser technischen Leistung wurde die Rückkehr durch die Sowjetregierung eingeleitet.

-1953 Planung eines zukünftigen Verkehrsflugzeuges mit eigenen Triebwerken für die Erarbeitung des “Studienobjektes 152“ nach der Zusammenführung der Flugzeugbauer mit den Triebwerksspezialisten aus Uprawlentscheski in Sawjelowo bei Moskau unter Führung von Dipl.-Ing. Brunolf Baade.

 

 -Im Frühjahr 1954 Festlegung der Standorte der zukünftigen Luftfahrtbetriebe mit verschlüsselten Werk-Nr. 8XX in einer verkappten Industrie für Leichtbau (entsprechend Potsdamer Abkommen 1945 war in Deutschland noch der Flugzeugbau verboten) durch die Hauptverwaltung 18 des Ministeriums für Maschinenbau der DDR.

 -Im Juni 1954 Rückkehr der letzten Flugzeug- und Triebwerksgruppen.

 - Dipl.-Ing. B. Baade übernimmt die Technische Leitung des sogenannten Materialamtes der Hauptverwaltung 18 auf dem Sonnenstein in Pirna und ist verantwortlich für den Aufbau der Luftfahrtindustrie (noch Leichtbau) der DDR.

 - Ab September beginnen die Betriebe zu arbeiten und gleichzeitig erfolgt der Neubau von großen Maschinen- und Montagehallen, Großprüfstanden und Laboreinrichtungen in den Betrieben sowie die Bildung von Forschungsinstituten der Luftfahrt mit riesigen Investitionsmitteln aus dem Staatshaushalt. Im November 1954 wird von B. Baade und einem Team das Entwicklungsprogramm von Flugzeugen und Triebwerken festgelegt:
Es sind das StrahlVerkehrsflugzeug “152“ mit 4x TL Pirna 014 und das Turboprop- Verkehrsflugzeug“153“ mit  2x PTL Pirna  018.

 - Dipl.-Ing. B. Baade  wird 1955 Lehrbeauftragter für Flugzeugbau an der TH Dresden und erhält den Prof.-Titel.

 - Es erfolgten Veränderungen in der Leitungsorganisation: Im Januar 1955 wurde aus dem Leitungsorgan “Materialamt der HV 18“ die “Verwaltung für Industriebedarf“ (VfI). Unter ihrer Schirmherrschaft erhalten ab 1. Mai 1955 die neu entstandenen Betriebe der Luftfahrtindustrie den VEB-Status - das Werk 801 in Dresden Klotzsche wurde Stammbetrieb VEB Maschinen- und Apparatebau Dresden (MAB) als Entwicklungs- und Versuchswerk für Flugzeuge und Geräte; das Werk 802 zur Entwicklung der Triebwerke nannte sich jetzt  VEB Entwicklungsbau Pirna. Aus der VfI wurde dann ab 1956 die “Verwaltung für Luftfahrt“ (VfL), aus der schließlich ab 1. Januar 1958 die “Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Luftfahrtindustrie“ gebildet wurde, mit Prof. Brunolf Baade als Generalkonstrukteur für alle Flugzeugentwicklungen an der Spitze.

 - Am 4. Dezember 1958 erfolgt der Erstflug des Versuchsflugzeuges 152/I V1 mit sowj. Triebwerken RD- 9B.

 - Beim Zweitflug am 4. März 1859 kam es zum Absturz beim Landeanflug bei Ottendorf-Okrilla – erst im August 1959 erfolgt in Pirna auf dem Groß-Prüfstand der staatliche Musterlauf über 150 Stunden; anschließend die Flugerprobung im sowj. Bomber IL-28R: im Juni 1960 Einbau von 4 Triebwerken Pirna 014 in das 2. Versuchsflugzeug 152/II V4.

 - Am 26. August 1960 erfolgt der Erstflug mit dem 2. Versuchsflugzeug 152/II V4 und am 4. September ein Wiederholungsflug. Bei den Flügen hatte sich herausgestellt, dass das Kraftstoffsystem mit den Tankbehältern einer Veränderung bedurfte. Dazu wurde eine Arbeitsgemeinschaft “Serienreifmachung 152“ unter Leitung von B. Baade gebildet.

 - Im Januar 1961wird von der Leitungsebene der Flugzeugwerke eine neue technische Konzeption des veränderten Kraftstoffsystems entwickelt, mit dem Ziel, das Prüf- und Musterzulassungsprogramm unter Einbeziehung der V4, V5, -008 und -009 zu straffen.  Im April 1961 sollten die Umbauarbeiten an der V4 abgeschlossen sein und die Flugerprobung fortgeführt werden.

 - Aber dazu kam es nicht mehr, denn am 28. Februar 1961 beschließt das Politbüro des Zentralkomitees der SED: Die Luftfahrtindustrie der DDR ist zu beenden. Die Luftfahrtindustrie wird aufgelöst und die Betriebe werden anderen Industriebereichen zugeführt.

 - Prof. Dipl.-Ing. Brunolf Baade übernimmt die Leitung des “Instituts für Leichtbau und ökonomische Verwendung von Werkstoffen“ in Dresden-Klotzsche.

 

Interessantes vom Ausstellungsdesk


//Foto: M. Peetz /
//Foto: M. Peetz /


Am Eröffnungstag der “Baade-Ausstellung“ wurde von Dipl.-Ing. M. Peetz
eine Buchausstellung zum 65. Jahrestag der offiziellen Gründung der Betriebe
der Luftfahrtindustrie der DDR am 1. Mai 1955 gezeigt.

Literatur über die Luftfahrt der DDR

1.   Michels,  Werner : Luftfahrt Ost 1945 – 1990. Reihe: Die deutsche Luftfahrt, Band 22.,Koblenz, 1994
2.  Müller,  R. :      Brunolf  Baade  und die DDR-Luftfahrtindustrie,  Leipzig Salier Verlag, 2012,
3.  Mewes, K.-H. : Pirna 014, Flugtriebwerke der DDR, Oberhaching: AVIATIC Verlag, 1997.     
4.  Hartlepp, H. :    Erinnerungen an Samara, Oberhaching: AVIATIC Verlag, 2005
5. Lorenz, H. :       Der Passagier-Jet 152, Druck- und Verlagsgesellschaft Marienbergb GmbH, 2007
6.  Lorenz, H. :      Das Turbinenflugzeug Dresden-153A von 1959, Marienberg  2015


Tafel no. 1

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